2023-03-26

Geologischer Vortrag von Dr. Eckhard Speetzen

 

Der Vortrag bringt völlig  neue Erkenntnisse zu diesen Findlingen und Geröllen, die aufgrund einer Naturkathastrophe die vor über 10.000 Jahren stattfand über der Kamm des Eggegebirges in die beiden Bachtäler geschwemmt wurden. Nur durch den Fund dieser Steine konnte Herr Dr. Speetzen (Dipl. Geologe) die Überschwemmung nachweisen.

Um was geht es in Dr. Speetzens Vortrag?

Findlinge und Gerölle sind Elemente der Kulturlandschaft an Teutoburger Wald und im Eggegebirge. Wer aufmerksam ist, wird an vielen Stellen derartige Steine in den verschiedensten Größen als Hofeingrenzungen und als Gedenk- oder auch Grabsteine vorfinden. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit konnte man sich häufig nicht erklären, wie diese auffälligen Steine in die Landschaft kamen und vermutete den Teufel als Urheber. Viele dieser Steine wurden als sogar als Teufelssteine bezeichnet. Doch was ist die wahre Geschichte dieser Steine?

Wie wurden die Gerölle gefunden? Beim Bau einer Wasserleitung zwischen den Orten Altenbeken und Neuenbeken fand man bei Baggerarbeiten und bei der Erforschung einer Karsthöhle den letzten Jahren im Beke- und im Ellerbachtal ungewöhnlich große Gerölle, die die üblichen Korngrößen der Bachablagerungen um ein Vielfaches übersteigen. Insbesondere handelt es sich dabei um rundliche bis kantengerundete Blöcke aus bräunlich-gelbem Sandstein der Osning-Formation. Derartige Gerölle wurden bisher in den Tälern von Beke und Ellerbach in wissenschaftlichen Publikationen noch nicht erwähnt.

Hintergrund: Die Paderborner Hochfläche und das Eggegebirge stellen eine Schichtstufenlandschaft aus Ablagerungen der Unter- und Oberkreide dar. Sie wird von Osten nach Westen von den Tälern der Beke und des Ellerbachs durchzogen. In diesen Tälern finden sich vor allem grobe Terrassen-Schotter der Weichsel-Zeit. In den letzten Jahren wurden im Beke- und im Ellerbachtal ungewöhnlich große Gerölle entdeckt. Es handelt sich dabei überwiegend um Blöcke aus „Osning-Sandstein“, der im Kammbereich des Eggegebirges ansteht.

Die Blocklagen werden als Ablagerungen aus extremen Oberflächenabflüssen gedeutet, die sich im Verlauf  eines schweren Unwetters bildeten. Aufgrund der Situation im Beketal lässt sich das Ereignis in die ausgehende Weichsel-Zeit beziehungsweise auf den Beginn des Alleröd-Interstadials (13 300 – 12 700 J. v. h.) datieren. In der heutigen Zeit würde das Hochwasser den Katastrophenfall ausgelöst haben. Es hätte im Bereich der Beke und des Ellerbachs gewaltige Zerstörungen hervorgerufen und sehr viele Menschenleben gekostet. Die Entstehungsgeschichte der Blocklagen hat somit nicht nur einen erdgeschichtlichen und frühgeschichtlichen Aspekt, sondern ist auch für die Beurteilung der aktuellen Situation von  Bedeutung.    

Der Vortragende, Dipl. Geologe Dr. Eckhard Speetzen, war bis 2006 als Akademischer Oberrat am Geologisch-Paläontologischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster beschäftigt.   Er veröffentlichte zahlreiche Arbeiten u.a. zum Osning-Sandstein und zur Vereisungsgeschichte (Eiszeit) im hiesigen Raum.

 

Fotos: Kurt Blaschke